Aus der Rubrik „Lücken im Lexikon“

Unser mentales Lexikon umfasst konservativen Schätzungen zufolge etwa 50 000 Wörter, davon benutzen wir in etwa 12000 bis 16000 Wörter aktiv. Um diese Menge an Wörtern ökonomisch zu verwalten, ist unser mentales Lexikon, im Gegensatz zu Wörterbüchern, hochgeradig organisiert. Eine alphabetische Sortierung ergäbe für unsere Kognition keinen Sinn. Stattdessen sind Form-Bedeutungspaare in Netzwerkstrukturen angeordnet. Semantische Relationen wie Ähnlichkeit (Synonymie) oder Unähnlichkeit (Antonymie), taxonomische Relationen oder Teil-Ganzes-Beziehungen (Meronymie) strukturieren unser mentales Lexikon und sorgen dafür, dass wir bis zu drei Wörtern pro Sekunde problemlos produzieren wie verstehen können.

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Betrachtet man den Umfang des Wortschatzes des Deutschen, könnte man meinen, dass man mit den etwa 300000 bis 500000 Lemmata (Grundformen eines Wortes) alles ausdrücken kann, was einem an Ideen durch den Kopf schwirrt. Manchmal aber ist das nicht der Fall! Dann muss man in umständlichen Satzgefügen ausdrücken, was man gern in einem einzigen eleganten Wort verpacken würde.

Mir ist so eine Lücke im Lexikon neulich aufgefallen, als ich zum sicherlich achten Mal hintereinander das gleiche Lied abgespielt habe. Ich hatte es erst wenige Tage zuvor entdeckt und seitdem war der Ohrwurm dieses Lieds mein treuer Begleiter. Trotzdem (oder gerade deswegen?) verspürte ich den dringenden Wunsch, das neuentdeckte Lied wieder und wieder anzuhören. Als ich meiner liebsten Lauffreundin davon berichtet, wusste sie sofort, was ich meine. Es scheint sich also um ein verbreitetes Phänomen zu handeln (ok, die Stichprobe N=1 könnte zugegebenermaßen größer sein).

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Wie könnte man dieses Konzept wohl benennen, um diese Lücke im Lexikon zu beheben? Wie wäre es zum Beispiel mit „Liedloop“? Der Vorschlag stammt von meinem Mann und überzeugt mich noch nicht vollständig…Vielleicht fällt euch etwas besseres ein!


Quellen und weiterführende Literatur:

Aitchison, Jean: Words in the Mind. An Introduction to the Mental Lexicon. Wiley-Blackwell

https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Zum-Umfang-des-deutschen-Wortschatzes

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