So schreibt man eine Hausarbeit: eine praktische Anleitung

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Im heutigen Beitrag geht es nicht darum, wie eine Hausarbeit am Ende aussehen soll – es geht darum, wie Du deine Hausarbeit schreibst.

Zunächst: Viele Wege führen dich zum Ziel. Wenn du bereits einen Weg gefunden hast, der für dich funktioniert, dann ist das super! Bleib dabei! Für alle aber, die vor ihrem leeren Dokument sitzen, habe ich diesen Beitrag verfasst. Hier bekommt ihr eine praktische Anleitung, wie eure Ideen Schritt für Schritt zu Text werden.

How to… write a Hausarbeit!

Das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten ist keine Magie. Auch wenn vielleicht manchmal so getan wird. Das Schreiben ist ein Handwerk und als solches erlernbar. Und wie bei jedem Handwerk gilt auch beim Schreiben – Übung macht den Meister.

Am Anfang einer jeden wissenschaftlichen Arbeit stehen Ideen. Das gilt für kürzere Hausarbeiten genauso wie für längere Abschlussarbeiten, für wissenschafliche Publikationen in Zeitschriften genauso wie für ganze Doktorarbeiten. Das generieren von Ideen, das Weiterdenken von Ideen, das Strukturieren dieser Ideen ist immer der langwierigste und schwierigste Teil einer wissenschaftlichen Arbeit.

Du hilfst dir, wenn du deine Ideen mit möglichst vielen Menschen besprichst. Sprich mit deiner Freundin, mit deinem Mitbewohner, mit deinen Kommiliton_Innen, mit deiner Dozentin an der Uni über deine Ideen für dein Projekt. Durch den Austausch mit Expert_Innen und Laien bekommst du mindestens drei Dinge: Feedback zu deinem bisherigen Stand, Anregungen zum Weiterentwickeln deiner Ideen und vor allem Klarheit. Denn du wirst unterschiedlichen Personen die Konzepte deiner Arbeit auf unterschiedliche Weisen erklären. Das führt ganz nebenbei dazu, dass du merkst, welche Dinge du bereits gut verstanden hast, was du noch wissen müsstest und welche Ideen nicht so gut funktionieren.

Nach dieser Phase schreibst du ein kurzes (!) Exposé oder ein Abstract zu deiner Hausarbeit. In diesen beiden Textsorten ist dein gesamtes Projekt auf wenige Sätze komprimiert. Du beschreibst: das Problem, dein Erkenntnisinteresse, den bisherigen Kenntnisstand dazu, deine Methode und ggf. bereits dein zentrales Ergebnis sowie eine offene Frage.

Das ist dein Gerüst. Das Gerüst beansprucht sicherlich 50 Prozent der Zeit, die das Schreiben der gesamten Hausarbeit in Anspruch nimmt. Aber es lohnt sich so was von! Denn nun kannst du jeden Pfeiler dieses Gerüsts Schritt für Schritt ausbauen. Damit ist dein Dokument schon nicht mehr leer, sondern bietet dir eine klare Struktur.

Du nimmst dir nun einen Pfeiler nach dem anderen vor. Zu Beginn eines jeden Textteils schreibst du eine erneute Zusammenfassung, was du in dem Abschnitt für deine Leserin darlegen möchtest. Zum Beispiel für den theoretischen Hintergrund deiner Arbeit: Du nutzt Theorie 1 und Theorie 2. Für Theorie 1 sind zwei Ideen wichtig. Dazu haben vier Autor_Innen etwas für deine Fragestellung Relevantes publiziert. Du kannst deinen Pfeiler also folgendermaßen ausbauen: ein einleitender Gedanke, dann Autorin x zu Idee 1, Autorin y zu Idee 1, Einordnung der Positionen in deine Ideen. Für Idee 2: Überleitung aus Idee 1, Autor a zu Idee 2, Autor b gegen Idee 2, Begründung der eigenen Position vor dem Hintergrund deines Erkenntnisinteresses. Ein Zwischenfazit für Theorie 1 schließt den Absatz.

Mit diesem Vorgehen, dem schrittweisen Ausbau von Ideen, verlierst du die Angst vor den Verstrickungen und der Unübersichtlichkeit deines Themas. Du kannst nun effektiver auch kurze Schreibphasen nutzen, denn du hast eine klare Struktur, einen roten Faden. Deine Struktur hilft dir, an deine letzte Schreibphase anzuknüpfen und direkt weiterzuschreiben.

Welchen Pfeiler baust du zuerst aus?

Wenn du eine empirische Arbeit schreibst, dann beginne mit dem Methodenkapitel. Verfasse es am besten parallel zur Datenerhebung und Auswertung. So stellst du sicher, dass du nichts Wichtiges vergisst. Außerdem ist dein Dokument dann bereits mit einer guten Menge an Wörtern gefüllt, sodass du nicht mehr auf ein weißes Blatt starren musst.

Wenn du keine empirische Arbeit schreibst oder den Methodenteil bereits geschrieben hast, dann beginne mit der Theorie. So kannst du in deinem Ergebniskapitel auf die Konzepte zurückgreifen und deine Ergebnisse in den wissenschaftlichen Diskurs zu deinem Thema einordnen.

rough and dirty

Die erste Fassung deiner Pfeiler schreibst du am besten an einem Stück herunter. Das Feintuning kommt später. Schreibe auf, was du zu den jeweiligen Ideen bereits weißt. Du wirst überrascht sein, wie viel das schon ist! Du wirst beim Lesen deiner ersten Fassung feststellen, wo Gedanken springen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder, der Gedanke ist wichtig. Dann bekommt er einen eigenen Absatz in der Arbeit. Oder er fügt sich nicht in deine Struktur ein. Dann ist er nicht relevant und du darfst ihn löschen. Löschen ist sowieso völlig zu unrecht unterschätzt: Löschen von überflüssigen Gedanken, Sätzen, Wörtern bringt deine Struktur erst so richtig zur Geltung. Wie bei einem Bildhauer, der den kleinsten Meißel rausholt, geht es beim Überarbeiten deines Textes darum, deine Ideen hervortreten zu lassen. Da muss unnötiger Ballast weg. Eine gute Technik dazu ist lautes Vorlesen. Lautes Vorlesen ist ein echter Geheimtipp unter Profis. Unpassende Gedanken, Ausdrücke oder verschachtelte Sätze fallen dadurch sofort auf.

Ich hoffe, meine kurze Anleitung zum Schreiben einer Hausarbeit hilft dir weiter!

Viel Erfolg und viel Vergnügen!


Literatur: Saramäki, Jari. 2018. How to write a scientific paper. An academic self-help guide for PhD Students. https://jarisaramaki.fi/

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